Brauchtum

Glaube, Sitte, Heimat

1672 gegründet, gewährleisteten die Schützen der Bruderschaften die Sicherheit unserer Dörfer. Damals zogen plündernde und brandschatzende Horden und Freibeuter durch die Lande und raubten, schwer bewaffnet, die wehrlosen Bürger aus. So entstanden die Schützenbruderschaften.

Hervorzuheben ist, dass das Schützenwesen seit Anbeginn von religiösem Brauchtum erfüllt gewesen ist. Die Schützen auf dem Lande pflegten nicht nur das religiöse Gebet, sie begruben auch gemeinsam ihre Toten. Dieser Brauch hat sich bis heute gehalten, denn auch heute noch trägt unser Verein seine verstorbenen Schützenbrüder in Uniform zu Grabe.

Wenn auch nach und nach das "wehrhafte" aus Schützenvereinen, -gilden und -bruderschaften verschwand, blieb der Begriff "Schützen" doch stets erhalten - man sagt heute, "Schützen" kommt nicht von "schießen", sondern von "schützen". Und so schützen wir nach wie vor unsere Heimat in dem wir uns auf alte Werte, wie "Glaube, Sitte, Heimat" besinnen, danach leben und handeln. Auch auf unserer Fahne sind diese Worte festgeschrieben. Auch heute noch ist in unseren Dörfern das Schützenfest das größte Fest des Jahres. Viele ehemalige Einwohner kommen anlässlich des Schützenfestes in die "alte Heimat", um Kontakte zu pflegen und den Gemeinschaftssinn zu fördern.


Das Schützengelage
„Im Güldenen Creutz" und „Im weißen Pferd"

Wo haben die Erpentrüpschen und Langeländer Schützen in alter Zeit ihr traditionelles Gelage abgehalten, von dem im Schützenbrief von 1672 die Rede ist? Es heißt dort, dass jeder Schützenbruder zum Scheibenschießen mit seinem Gewehr auf den Trommelschlag vor der Wirtsbehausung anzu­treten habe, wo nach vollendetem Scheibenschießen jeder Schütze mit seiner Ehefrau oder einem Gaste in ordentlicher Reihe Platz zu nehmen hatte, um am Biergelage mit Tanz teilzunehmen.

Es ist anzunehmen, dass es sowohl in Erpentrup wie in Langeland eine Gaststätte gab, jedenfalls bestanden dort 80 Jahre später zwei Gastwirt­schaften, worüber uns der Paderbornische Schreib-Calender von 1753—1759 für das Fürstbistum Paderborn unterrichtet. Das dort alphabetisch angelegte Register umfasst alle Schild-Wirte in den Orten Ahden bis Wünnenberg. Jedes Gasthaus hatte einen besonderen Namen, bei denen die „Kreuze" ver­schiedener Farbe den ersten Platz einnehmen, gefolgt von den Sternen, Löwen, Pferden, Engeln und anderen Schildzeichen. Des allgemeinen Interesses wegen bringen wir aus diesem Kalender einen Auszug, der auch die Nach­barschaft des Jubel Vereins einbezieht:

Zu Alhausen — Im Raben, Michel Meyer. — Zu Altenbecken: Im weißen
Creutz, Anton Baden; Im rothen Stern, Ferdinand Eickebracht; Im weißen
Schwan, Hermann Brosius. — Zu Buke: Im rothen Creutz, Dietrich Lucking.
— Zu Driburg: Im rothen Thum, der Stadtskeller; Im Stern, Hermann
Tegethoff; Im wilden Mann, Franz Zengerling; In der weißen Rosen,
Moritz Röseler (fehlt 1759) — Zu Dringenberg: Im schwartzen Creutz, der
Stadtskeller; Im gülden Stern, Dietrich Hentzen; Im rothen Creutz, Jacob
Brandt; Im weißen Pferd, Friedrich Ruberg; Im weißen Schwan, W. Bern-
hard — Im Ritter S. Jörg, Martin Haaß, fehlt 1753. — Zu Erpentrup: Im
gülden Creutz, Bernd Bohler — Zu Erwitzen: Im rothen Stern, Wittib
Busch — Zu Herste: Im Falken, Christian Falcken. — Zu Himmighausen:
Im wilden Mann, Simon Arendsmeyer — Zu Holtzhausen: In den drei
Dohlen, Wilhelm Stölting — Zu Langenlande: Im weißen Pferd, Christoph
Tilli — Zu Merlsen: Im Jäger, Anton Brockmann — Zu Neuenbecken: Im
rothen Creutz, Christian Hölscher; Im grünen Baum, Hermann Braß. —
Zu Nieheimb: Im rothen Creutz, das städtische Rathaus; Im teutschen
Ordens Creutz, Johannes Wigand; Im gülden Stern, Hermann Plumen; Im
doppelt Adler, W. Schunicht; Im gülden Engel, Caspar Lippen. — Zu
Oynhausen: In der gülden Cron, Henrich Kemper — Zu Pömbsen: Im
wilden Mann, Jürgen Gronemeyer (fehlt 1753) — Zu Sandebeck: Im
weissen Stern, Adam Borgmeyer; Im rothen Creutz, Joist Oiwekott. — Zu
Schmechten: Im rothen Creutz, Dierck Poll. — Zu Schönenberg: Im Jäger,
Tons Steinmeyer — Zu Schwaney: Im dannen Hirsch, Johann Elsing (1759
Im Dannenhirsch); In den drei Lilien, Laurentz Bentier. — Zu Vinsebeck:
Im güldenen ABC, Friedrich Reckmeyer; Im Loorbeerbaum, Philip Hollen;
Im welschen Hanen, Philip Sisenops (fehlt 1759).                                     (B.Z.)


Das Urbild des Bierkönigs

Seit alters her ist Bier das bevorzugte Schützengetränk, auf das auch in Erpentrup-Langeland immer großer Wert gelegt wurde, wie schon aus dem Schützenbrief von 1672 hervorgeht. Wer eine Geschichte des Bieres schreiben wollte, müsste bis nach Alt-Ägypten zurückgehen und würde ein dickes Buch zustande bringen. Uns soll hier nur der süffige Vetter Gambrinus beschäf­tigen, von dem bei zünftigen Biertrinkern so oft die Rede ist. Wer war dieser sagenhafte Bierkönig?

Die Behauptung, er habe den aus Hopfen und Malz gebrauten Saft erfunden, wird am Stammtisch mit einem überlegenem Lächeln abgetan, ebenso die ketzerisch angehauchte Legende, Judas Iskariot habe einmal ver­sucht, das Wunder von Kana nachzuahmen, und da sei statt des Vinum bonum das aufrührerisch brodelnde Bier entstanden.

Der eigentliche Gambrinus soll zur Zeit Karls des Großen ein König von Flandern gewesen sein. Um 1500 findet man in alten Büchern diesen König als Gambrivius wieder. Nach einer anderen Lesart soll der sagenhafte Her­zog Johann I. von Brabrant das Urbild des Bierkönigs gewesen sein. In akademischen Kreisen pflegt man jedenfalls dieses Brabanters zu gedenken, wenn der Name Gambrinus demjenigen Kommilitonen zuerkannt wird, der am würdigsten mit dem Bierkrug umzugehen versteht, wogegen bekanntlich alle, welche das edle Gebräu ohne Ehrfurcht verschlingen, Süffel heißen.


Schlachtschwertierer aus Horn/Lippe

Im Festzug zur 300-Jahr-Feier des Schützenvereins Erpentrup-Langeland-Hohenbreden war auch eine Gruppe der Horn'schen Schlachtschwertierer zu sehen. Was hat es mit diesen Lippischen Schützen auf sich?

Auf einem Steindruck aus der Zeit vor hundert Jahren steht einer von den Hornschen Schlachtschwertierern neben einer Eiche, Zeichen der Urwüch­sigkeit der lippischen Heimat. Auf dem Haupte trägt der Mann einen Drei­spitz, wie er etwa zu Zeiten des Alten Fritz modern war, an seinem Leib aber das Kettenhemd, das ihn gegen Hieb und Stich schützt, eine Form der Verteidigung, die bereits im 14. Jahrhundert unmodern zu werden begann. Im Arm hält der Mann den langen Bidenhander, das mannshohe Schwert, das zum Stoßen und Schlagen geeignet ist. Diese merkwürdige auf längst vergangene Zeiten zurückweisende Rüstung und Bewaffnung ist in Horn noch heute in einer stattlichen Zahl von Exemplaren erhalten und wird in jedem Jahre mindestens einmal durch die Straßen der Stadt geführt. Dabei rührt der Tambour eine Trommel aus dem Jahre 1741, die an ihrer Wan­dung das Stadtwappen zeigt, das von zwei Löwen gehalten wird. Der dumpfe Ton der Trommel zum Gang der schwer gerüsteten, ihre Schwerter führenden Männer, ist immer wieder ein denkwürdiges Erlebnis.

(c) Die Texte stammen aus den Festschriften 300 / 325 Jahre der jeweiligen Jubiläumsfeste.